Zum 90. Geburtstag von Pfarrer Latka

Pfarrer Alfred Josef Latka wurde am 21. Februar 1927 in Gleiwitz, Oberschlesien, geboren.

Seinen eigenen Angaben zufolge wuchs er, trotz der damaligen schwierigen Zeit, bei Hitlers Machtergreifung war er sechs Jahre alt, sehr behütet auf, leider ohne Geschwister. Schon früh verspürte er den Wunsch, Priester zu werden.

Eingeschult mit Schülern des Jahrgangs 1926 wurde er im 2. Weltkrieg in Gleiwitz als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Zur militärischen Ausbildung musste er anschließend in eine Pionierkaserne bei Breslau. Während dieser Zeit verstarb seine Mutter im Alter von 44 Jahren. Er konnte sie noch im Krankenhaus am Sterbebett besuchen und auch an ihrer Beerdigung teilnehmen.

Als die Russen schon vor Breslau waren, erlitt er bei einem Meldegang eine Verwundung und erlebte das Kriegsende danach in Sachsen bei Aue. Das Lazarett lag in einer Zone zwischen den Amerikanern und den Russen. Über ein russisches Entlassungslager musste er sich dann mit Wehrpass und Entlassungsschein unter schwierigen Bedingungen nach Görlitz durchschlagen.

Sein Vater, der im Volkssturm war, wurde nach dem Krieg mit Zwangsarbeitern evakuiert und war inzwischen nach Gleiwitz zurückgekommen. Er konnte polnisch sprechen und dadurch seine alte Arbeitsstelle wieder antreten. Polnisch sprechen konnte der junge Alfred Latka allerdings nicht und so wurde er nach der Verwaltungsbildung von der Erzdiozöse Breslau zum Studium in den Westen geschickt.

Im Dom zu Fulda erfolgte am 27.7.1952 seine Priesterweihe durch Bischof Johannes Dietz. Pfarrer Latka wählte als Primizspruch: Meine Liebe gehört euch allen in Jesus Christus (1. Kor 16 , 24). Eigentlich sollte er als Priester nach Görlitz zurückkehren, erhielt aber wie viele andere auch, keine Einreiseerlaubnis der DDR. So trat er im Oktober 1952 in den Dienst des Bischofs von Hildesheim.

Bremen – Blumenthal und Seelze waren für fünf Jahre seine Kaplanstellen. Anschließend wirkte er vier Jahre als Pfarrer in Eldagsen. Dort gab es keine katholische Kirche. Als Pfarrvikarie gehörten die Katholiken zur Nachbargemeinde. Pfarrer Latka baute in Eldagsen eine eigene Gemeinde auf und dafür die Allerheiligenkirche. Eine weitere Station seines Priesterlebens war für fünf Jahre Offleben und 1966 kam er nach Buxtehude. Hier fand er eine schwierige Situation vor.

Heimatvertriebene hatten unter großen Opfern eine Notkirche errichtet. Diese sollte nun einem Neubau mit Pfarrzentrum und Pfarrhaus weichen. Der Architekt Johannes Reuter, der später auch die St. Sebastian Kirche entworfen hat, plante eine Zeltkirche. Der Künstler Nikolaus Bette entwarf dafür die Fenster. Pfarrer Bernhard Voss war damals vor Ort, um sich alles anzusehen und vertraute schließlich auch den Bau der Rhumspringer Kirche beiden Fachleuten an.

Pfarrer Latkas letzte Pfarrstelle führte ihn in unsere Nähe, nämlich nach St. Josef in Herzberg. Von dort wurde er am 1.11.1995 in den Ruhestand entlassen. Bereits im Frühjahr des gleichen Jahres hatte er aber schon sein Haus in Rhumspringe bezogen, damit das Pfarrhaus in Herzberg für seinen Nachfolger renoviert werden konnte.

Viele Jahre wirkte der Jubilar dann noch in St. Sebastian. Er übernahm Gottesdienste und unterstützte den damaligen Pfarrer Aloys Fröhlich bei dessen seelsorglichen Aufgaben, später auch alle nachfolgenden Priester. Über mehr als zehn Jahre war er Präses der Kolpingfamilie sowie des Männervereins und die dadurch entstandenen Freundschaften dauern bis heute an. Ebenso die jahrzehntelange Verbundenheit mit seinen Bekannten aus dem Hessischen, die sich während seiner Studienzeit in Fulda entwickelt und ihm ein Gefühl von Heimat vermittel hat. Am Vorabend seines hohen Gegurtstages feierten seine Mitbrüder, viele Herzberger und Gemeindemitglieder von St. Sebastian mit ihm einen Dankgottesdienst, den der Kirchenchor mit wunderbarem Gesang begleitete und besonders mit dem letzten Segenslied anrührte.

Für eine Überraschung sorgte der Jubilar wohl selbst, als er mit kräftiger Stimme und geistiger Frische predigte. Nach der hl. Messe überreichte Pfarrer Grabowski die Geburtstagsurkunde des Bischofs von Hildesheim und Barbara Hose gratulierte und dankte im Namen des Kirchengemeinderates. Sie hob besonders das freundliche Wesen Pfarrer Latkas hervor womit er ein bedingungsloses Gottvertrauen ausstrahlt. Am nächsten Tag waren noch viele Weggefährten Gäste des Jubilars und er dankte wiederum allen die ihm helfen, ein selbstständiges Leben zu führen und auf verschiedene Weise dazu beitragen, dass er nicht vereinsamt.

Rosemarie Jütte