Bildbetrachtung

Bildbetrachtung

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“, lautet eine bekannte Redensart. Dementsprechend wird auch die Frohe Botschaft nicht nur auf rein verbaler Ebene, sondern auch mithilfe optischer Darstellungsmittel verkündet.
Dass es eine große Chance sein kann, diese Art der Präsentation auch in unseren Gotteshäusern einzusetzen, zeigte mir die besondere Gestaltung des Altarraumes unserer Kirche St. Andreas in Rüdershausen am 1. und 2. November, die man hier auf dem Foto sehen kann.
Im Bereich der Kunst würde man wohl von einer „Installation“ sprechen: einem Werk, das sich aus verschiedenen Elementen und unterschiedlichen Materialien zusammensetzt. In der linken Bildhälfte sehen wir das Kreuz, das Ursymbol des christlichen Glaubens.
Dieses Kreuz setzt sich zusammen aus einzelnen Tafeln, auf denen die Namen der 13 Personen stehen, die im vergangenen Jahr aus unserer Pfarrgemeinde verstorben sind. Das Kreuz steht für die Passion Christi, und erinnert daran, dass der Tod eines Menschen für die Hinterbliebenen immer auch mit Schmerz und Leid verbunden ist. Das Kreuz steht aber auch dafür, dass die Verstorbenen selbst an Jesus Christus geglaubt haben und sich mit ihm verbunden wussten.
Zu Füßen des Kreuzes ist ein violettes Tuch zu sehen, auf dem 13 entzündete Grablichter stehen. Die liturgische Farbe violett steht für Buße und Umkehr, und kommt vor allem in der Adventszeit und in der Fastenzeit zur Geltung. Zugleich aber ist Violett auch die Farbe, die der Geistliche bei der Feier des Requiems und bei Beerdigungen trägt, und ist somit auch zum Zeichen der Trauer geworden. Die Lampen, die viele Menschen vor allem in diesen Tagen auf den Gräbern ihrer Angehörigen entzünden, sind ein Zeichen der Verbundenheit mit den Verstorbenen und Ausdruck der Hoffnung auf das Leben bei Gott.
Der Tag „Allerseelen“ am 2. November steht für das Gedenken an die Toten und das Gebet für sie, das alle miteinschließt, auch jene, an die keiner mehr denkt und für die niemand mehr betet. In enger Verbindung mit dem Allerseelentag steht das Fest „Allerheiligen“, das einen Tag vorher, am 1. November, begangen wird.
Die Pinnwand auf der rechten Bildhälfte zeigt eine Zusammenstellung von Portraits verschiedener Heiliger: Männer und Frauen, Bekannte und weniger Bekannte, Jüngere und Ältere, Menschen aus verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte. Diese Auswahl steht exemplarisch für alle jene Menschen, die ein heiligmäßiges, christliches Leben geführt haben, und deren Zahl weit hinausgeht über die Zahl derer, die offiziell von der Kirche heiliggesprochen wurden. Sie alle werden am Fest „Allerheiligen“ geehrt.
Zwischen dem Kreuz und der Bildercollage der Heiligen steht die brennende Osterkerze. Sie steht für Christus, der die Mitte unseres Glaubens ist und der von sich sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern gehen.“ (Joh 8,12)
Auf dem violetten Tuch stehen zudem noch drei Schilder mit den Worten „Tod“, „Auferstehung“ und „Heiligkeit“. Wir Menschen wissen um unsere Sterblichkeit. Der Glaube aber will uns Hoffnung schenken auf eine Zukunft jenseits des Todes. Und er erinnert uns daran, dass jeder von uns schon jetzt zur Heiligkeit berufen ist, d.h. ein Leben zu führen, das durchdrungen ist von der lebendigen Beziehung zu Gott.
Es lohnt sich, Bilder in den Blick zu nehmen und sie eingehend zu betrachten. Denn oft sagen sie mehr aus, als man mit vielen Worten zum Ausdruck bringen kann.
Pastor Martin Brzenska